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Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause.

Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause.

Lächelnd, die Rüssel hoch in die Luft gestreckt, spazieren die beiden knuffigen Schweine der Heimat zu.

Was für ein heimeliger Schluss.

Piggeldys Frage ist beantwortet, alle sind zufrieden.

Noch einmal dem Sandmännchen winken – und dann ab ins Bett, Augen zu.

(Ihr kennt Piggeldy und Frederick nicht? Das müsst ihr unbedingt nachholen.)

 

Meine Erinnerung daran ist hellwach und keinesfalls eingeschlafen.

Deshalb muss Piggeldys und Fredericks gemütlicher Abgang als Beispiel herhalten.

Denn darum geht es heute: um das Ende von Geschichten.

 

Herzlich willkommen.

Schön, dass du reinschaust.

Am Jahresende fangen wir mit dem Schluss an.

Dann kann ich in der kommenden Woche mit dem Anfang weitermachen.

 

Ja, was gibt es zum Ende zu sagen?

Wichtig ist: Es vermittelt den letzten Eindruck von der Geschichte.

Die Leserinnen und Leser erinnern sich in der Regel am längsten daran.

Ein schlecht geschriebenes Ende kann eine gute Geschichte kaputt machen.

 

Ganz wichtig ist bei allen Enden: Sie müssen zur Geschichte passen.

Das Ende sollte vor allem bei kurzen Geschichten nicht zu ausführlich sein. Sonst wird es langweilig.

Die Leserinnen und Leser fragen sich:
Wann ist denn endlich Schluss?

Im Kino ging es mir beim dritten Teil von „Herr der Ringe“ so.

Jedes Mal, wenn ich dachte: „Jetzt ist es aus“, ging es doch weiter.

Aber bei solch einem Epos muss man eben viele Fäden zusammenführen.

 

Denn: Am Ende sollten die offenen Fragen beantwortet sein.

Es darf keine losen Handlungsfäden mehr geben.

Die Leserinnen und Leser sollten alles wissen, was für die Geschichte wichtig ist.

Doch wie immer gilt: Es gibt eine Ausnahme, nämlich das offene Ende.

 

Welche Formen gibt es nun?

Diese (und sicher noch mehr, wenn man ins Detail geht):

  • das Happy End, also das glückliche Ende,
  • das aufklärende Ende,
  • das tragische Ende,
  • das halboffene und das offene Ende.

 

Beim glücklichen Ende wird alles gut.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, und zwar so, wie sie es sich wünschen.

Dieses Ende gibt vielen Leserinnen und Lesern ein angenehmes Gefühl.

Sie sind zufrieden und glücklich.

Andere finden so ein Ende kitschig.

Bei mir ist es mal so, mal so. Das hängt von meiner Stimmung ab.

 

Beim aufklärenden Ende geht nicht alles gut aus, aber die Situation ist geklärt.

Die Leserinnen und Leser können nachvollziehen, warum alles gekommen ist, wie es ist. Die Stimmung ist eher ausgewogen oder neutral.

 

Beim tragischen Ende geht die Geschichte schlecht aus.

Zum Heulen.

Aber viele lieben es, um eine Figur zu weinen.

In einem tragischen Ende kann auch Hoffnung stecken.

Die Hauptfigur liegt im Koma, die Apparate piepsen, der Geliebte hält ihre Hand, nachdem er sich durch eine Dornenhecke gekämpft hat.

Wer weiß, was passiert … (okay, das ist nicht nur tragisch, sondern auch offen).

Vielleicht küsst sie jemand wach.

Hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen.

Die besten Voraussetzungen für eine Buchreihe 😊.

 

Beim offenen Ende weiß man nicht genau, was die Zukunft bringt.

Die Leserinnen und Leser müssen sich selbst überlegen, wie es weitergehen könnte.

Das mögen nicht alle.

Auf jeden Fall sollte man ihnen in der Geschichte Hinweise auf den möglichen Fortgang geben und ihnen damit eine Ahnung vermitteln.

Beim halboffenen Ende gibt es etwas deutlichere Hinweise, aber keine eindeutigen Infos, wie es weitergeht.

 

Man kann die Formen natürlich auch mischen.

Der Mix macht’s beim Schreiben.

Davon bin ich überzeugt.

Zum Beispiel:

  • Für eine Figur gibt es ein glückliches Ende und für eine andere Figur kann die Geschichte traurig ausgehen.
  • Bei einer Figur ist klar, wie es weitergeht, bei einer anderen Figur nicht.
  • Am Ende passiert ein Unglück, das fast alle Figuren betrifft – nur eine Figur hat Glück.

 

Noch eine Schreib- oder Denkanregung für dich?

Du bekommst drei Enden.

Such dir eins aus oder nimm sie alle.

Lies sie durch und überlege dir:

Was ist vorher passiert?

Welche Geschichte steht vor dem Ende?

 

Hier kommt Ende Nummer 1:

„Sarah. Ja. Sie … Wir … haben uns getrennt. Ich war ihr zu langweilig. Nicht verständnisvoll genug. Zu wenig ehrgeizig.“

„Dummes Mädchen. Übrigens haben Sie außergewöhnlich schöne Finger. Sind Sie Pianist?“

„Physiotherapeut.“

„Noch besser. Leisten Sie mir doch Gesellschaft.“

 

Hier kommt Ende Nummer 2:

Nun saß dort drinnen der Mensch, der mir die erste Liebe meines Lebens geschenkt und mein Vertrauen in die Männer genommen hatte. Nach dreißig Jahren war ich zurückgekehrt. Ich zündete ein Streichholz an. Er hatte es verdient.

 

Und Nummer 3:

Ich verfluche sie, weil sie mich hierhergebracht hat, aber ich werde ihr auch ewig dankbar sein. Das Feuer unter meinem Hintern brennt.

 

Schick mir gerne deine Ideen und Geschichten.

Ich bin gespannt.

Gruß und Schluss und komm gut ins neue Jahr

Beate

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