Nicht schon wieder ein Schneckenbild ...
Das habe ich mir gedacht, als ich den Beitrag für diese Woche vorbereitet habe.
Es würde so gut passen.
Aber nein.
Es sind Gewitterwolken mit Himbeerbonbon-Hagel geworden.
Oder sind es Himbeerbonbon-Ufos?
Egal.
Passt beides.
Diese Woche bekommst du eine Geschichte.
Eine kurze Geschichte über Entschleunigung.
Ich bin nämlich ein paar Tage im Urlaub und selbst ganz entschleunigt.
Passt also auch.
Los geht’s:
Es blitzt.
Ich rausche im Stechschritt durch den Wald.
Mein Blick hüpft vom Himmel zum Handy.
Schwarz.
Die Wolken und mein Display.
Ich muss noch zwei Nachrichten schreiben.
Mist.
Die Kunden warten.
Ich fühle ihre Pistolen auf meiner Brust.
Sie bohren Kringel in meine Rippen.
Es donnert.
Es kracht.
Meine Trommelfelle explodieren.
Holz splittert, knirscht, bricht, fliegt mir um die Ohren, ins Genick.
Ich atme.
Glaube ich.
Da dröhnt eine Stimmer: „Hey, rück mal zur Seite.“
Ich blicke mich um.
Sehe Gras auf Augenhöhe.
Rieche Bärlauch auf Nasenhöhe.
Gras kitzelt meinen Nacken.
Ich liege flach.
Die Sonne blendet.
Aus meinem großen Zeh wächst ein Regenbogen und verschwindet zwischen dem knisternden Laub einer Trauerweide.
Aber ich bin nicht traurig.
Ich schwebe, ich lebe.
„Träum nicht und lass mich endlich durch. Ich hab einen wichtigen Termin.“
„Wenn du es eilig hast, geh langsam“, säusle ich und ernte ein höhnisches Lachen.
„Boah, das ist unterste Schublade. Erzähl das einem Windhund. Dann steige ich eben drüber.“
Etwas kitzelt mich am rechten Handgelenk.
Ich hebe den Arm.
„Uhuhu. Cool. Mit Lift. Ich wusste, dass du mich nicht hängenlässt.“
Ich sehe in die tannengrünen Augen einer Weinbergschnecke mit Hawaii-Häuschen.
Sie zwinkert mir zu.
Ich blinzle und fasse das Schneckenhaus vorsichtig mit Zeigefinder und Daumen.
„Darf ich?“, frage ich.
Die Schnecke brummt wohlig. „Immer gerne, schöne Frau.“
Ich setze sie auf meiner linken Seite auf den Boden und winke.
Dabei streifen meine Finger etwas Haariges.
Es bewegt sich.
„Aufgewacht?“, fragt mich jemand, den ich kenne.
Dieser Jemand küsst mich zart auf die Wange, auf die Stirn, auf die Lippen.
„Hmmm“, schnurre ich. „Himbeerbonbons.“
Mein Schatz lacht und schiebt mir eins in den Mund.
„Ganz langsam lutschen“, flüstert er und schiebt seine Hand unter meine Bluse.
Ich wünsche dir viel Spaß, was auch immer du tust.
Beate