Lektorat Schreibgewandt Logo

Sweet Caroline …

Sweet Caroline …

oh, oh, oh …

Good times never seemed so good …

so good, so good, so good …

Als Neil Diamond dieses Lied Ende der 1960er-Jahre herausbrachte, dachte er wahrscheinlich nicht daran, dass es Jahrzehnte später einen festen Platz in der Sportwelt haben würde.

Aber so ist es gekommen.

„Gute Zeiten schienen noch nie so gut gewesen zu sein …“

Das drückt aus, was Sportfans bei Siegen ihrer Teams fühlen.

Und Gefühle sind für viele Fans das Wichtigste beim Sport.

Dazu kommt:

Man kann in eine andere Rolle schlüpfen.

Fast wie beim Fasching 😊.

Man ist nicht mehr der Leiter einer Versicherungsagentur oder Chefin einer mittelständischen Firma.

Nicht mehr die Ärztin oder Erzieher.

Nicht mehr die IT-Fachfrau oder Hausmann.

Nicht mehr Handwerkerin oder Verkäufer.

Man ist Fan.

Mit allen Höhen und Tiefen des Fan-Daseins.

 

Ich bin kein Fan.

Und eigentlich wollte ich diese Woche über das Fasten schreiben.

Aber ich war beim Viertelfinale der Champions League.

Nein, nicht beim Fußball.

Beim Damen-Volleyball in Stuttgart.

Ich bin oft beim Volleyball in der Scharrena.

Mein Mann und ich haben Dauerkarten.

Mich interessiert das Spiel.

Die Spannung.

Die Fans habe ich bisher meist distanziert und amüsiert betrachtet.

Eher als eine Art „Studienobjekte“ für das Schreiben.

Sie singen seltsame Lieder.

Sie klatschen und schreien.

Sie trommeln und jubeln.

Sie stehen voll hinter ihrem Team.

Auch bei Niederlagen.

Ich mache ein wenig mit, freue mich und vergesse das Ganze wieder.

Mein Herz hängt nicht daran.

Doch am Dienstag war das anders.

Plötzlich war ich „mittendrin statt nur dabei“.

 

Einschub:

Eben habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass „Mittendrin statt nur dabei“ ein Partyhit ist.

Ich kannte den Spruch bisher nur als (frühere) Werbung eines Fernseh-Sportkanals.

Aber da das Spiel eine große Party war, lasse ich – die Partyhit- und Faschingsmuffelin – das jetzt mal so stehen.

 

Zurück zum Thema:

Die Atmosphäre hat mich mitgerissen.

Und sie wirkt in mir nach.

Natürlich hat mich auch das Spiel beeindruckt.

Die Leistung der Spielerinnen auf dem Spielfeld war die Grundlage für alles.

 

Denn eigentlich war das Stuttgarter Team chancenlos.

Das Team aus Istanbul ist europäische Spitzenklasse.

Hatte alle Spiele der Vorrunde 3 zu 0 gewonnen.

Es hatte noch keinen Satz abgegeben.

Die Stuttgarterinnen sind deutsche Spitzenklasse.

Aber sie waren gerade so ins Viertelfinale eingezogen.

 

Und was ist passiert?

Die Volleyballspielerinnen aus Stuttgart gewinnen 3 zu 2.

Die jungen Frauen auf dem Spielfeld pritschen, baggern, hechten, schmettern.

Glauben an sich.

Geben nicht auf.

Halten zusammen.

Kämpfen um jeden Ball.

Sie nutzen die Chance, die sie auf dem Papier kaum hatten.

 

Was ich dir damit sagen will?

Du kannst große Ziele erreichen, wenn du einen Schritt nach dem anderen machst.

Wenn du dranbleibst und nicht aufgibst.

Wenn du dich mit anderen zusammenschließt.

Wenn du Unterstützerinnen und Unterstützer hast.

 

Du interessierst dich nicht für Sport?

Egal.

Das gilt für das ganze Leben.

 

„Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch“, hat Antoine de Saint-Exupéry gesagt.

Wünsche sind schön. Keine Frage.

Aber sie gehen nicht immer in Erfüllung.

 

Auf Ziele kannst du hinarbeiten.

Sie sind konkret und messbar.

Wie ein Sieg in einem Volleyball-Spiel.

Wie eine abgeschlossene Ausbildung.

Wie ein veröffentlichtes Buch.

 

Ich bin mir nicht sicher, ob man all seine Ziele erreichen kann.

Auch wenn manche Menschen das behaupten.

Aber ich glaube, dass man sich große Ziele setzen sollte.

Dass man auf dem Weg zum großen Ziel viele kleine Ziele erreicht.

Dass man daran wächst und dabei unendlich viel lernen kann.

 

Welche Ziele hast du in deinem Leben schon erreicht?

Sag jetzt nicht: keine.

Das glaube ich dir nicht.

 

Wie hast du diese Ziele erreicht?

Welche Erfahrungen kannst du nutzen, um weitere Ziele zu erreichen?

 

Und: Welche Ziele hast du jetzt?

Aus welchen Wünschen und Träumen kannst du ein konkretes Ziel machen?

 

Die Volleyballspielerinnen aus Stuttgart träumen jetzt vielleicht vom Einzug ins Halbfinale.

Aber sie bleiben sicher nicht beim Träumen stehen.

Sie werden sich erholen, trainieren, die Taktik besprechen und was man sonst so tut, um sich gut auf eine große Aufgabe vorzubereiten.

Sie sind ein Team.

Und sie haben die Fans im Rücken.

Egal, wie es ausgeht.

Ich fange an, das zu verstehen.

 

Alles Gute

Beate

Letzte Beiträge