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Ich bin eine Mörderische Schwester …

Ich bin eine Mörderische Schwester …

 

 … und darauf bin ich stolz.

 

Du kennst die Mörderischen Schwestern nicht?

Dann solltest du sie kennenlernen.

Sie haben viel zu bieten – besonders, wenn du spannende Geschichten magst.

Hier kannst du schauen: https://www.moerderische-schwestern.eu/start/

 

Du kennst die Mörderischen Schwestern schon?

Prima.

Dann weißt du auch: Im echten Leben sind wir meistens friedlich.

Nur auf dem Papier …

(Oder in deinem Ohr … Oder in deinem Kopf …)

 

Ich habe schon seit ein paar Jahren ein Auge auf die Aktivitäten der Mörderischen Schwestern.

Vor allem auf das jährliche Arbeitsstipendium.

Aber ich habe mich nicht getraut, mich dafür zu bewerben.

Bis zum vergangenen Jahr um diese Zeit.

 

Ich hatte eine Idee, Zeit für die Bewerbung und hab’s einfach gemacht.

Und dann?

Gewonnen!

Ich kann es bis heute kaum glauben.

 

Bist du neugierig auf meine Ideen?

Musst du nicht mehr sein.

Ich stelle sie dir vor:

 

Mein Plan ist es, Kurzkrimis zu schreiben.

Sie spielen über einen Zeitraum von ungefähr 60 Jahren in derselben Stadt, von den 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Ich plane auch einen kurzen Ausflug in die Zukunft.

 

Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, aber gleichzeitig durch Personen, Gegenstände, Orte oder Gebäude verknüpft.

Das heißt, manche Gebäude tauchen immer wieder auf.

Manche Personen haben in mehreren Krimis einen „Auftritt“.

Wahrscheinlich wird „Anneliese“ sogar in jeder Geschichte eine kleinere oder größere Rolle spielen.

 

Und ganz wichtig:

Vor allem eher „unsichtbare“ Gruppen und Menschen treten in den Vordergrund.

Ich möchte darstellen, dass Menschen mit Behinderung, mit psychischer Erkrankung, ohne festen Wohnsitz, aus anderen Ländern und alte Menschen nicht immer nur hilfebedürftig (oder gefährlich) sind.

Die Texte sollen zeigen, dass alle Menschen wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft sind.

Alle können zu einem guten Miteinander beitragen, alle sind wertvoll.

(Aber auch alle können einem Verbrechen zum Opfer fallen oder zu Tätern werden.)

 

Kurz:

Ich mache mit den Texten „Werbung“ für eine inklusive Gesellschaft im Allgemeinen und in der Krimilandschaft.

 

Und damit möglichst viele Menschen etwas davon haben, schreibe ich die Krimis in einer gut verständlichen Sprache.

 

Trotzdem sollen es keine „Nischenkrimis“ werden. Die Geschichten sind für alle interessant, die es spannend, unterhaltsam und hin und wieder auch humorvoll mögen.

Sie spiegeln die Fülle unserer Gesellschaft – ein Kaleidoskop der Möglichkeiten.

 

Und wie soll das Ganze jetzt konkret aussehen?

 

Tja, da fragst du was …

Ich habe Ideen.

Ich habe schon einiges geschrieben.

Doch ich bin noch lange nicht fertig.

 

Weißt du was?

Du bekommst eine Kostprobe.

Vielleicht wird dieser Text später so in meinem Buch stehen.

Vielleicht auch nicht.

Los geht’s:

 

Ein blauer Fleck zu viel

 

Emma erzählt

Ich singe das Lied zu Ende. Der letzte Ton ist das hohe a.

Ein sehr hoher Ton. Ich muss mich konzentrieren.

Sonst klingt es nach Gekreische.

Aber mein Lied soll ganz sanft ausklingen.

Als ob der Ton mit dem Wind fortfliegt.

 

Ich spüre, dass Anneliese mich ansieht.

Sie beobachtet, wie ich atme.

Doch ich spüre noch einen Blick.

Er kommt von hinten.

Es fühlt sich an, als ob ein paar Ameisen über meinen Nacken krabbeln.

Ich werde zappelig und drehe mich um.

 

Da steht diese Frau, die hier seit ein paar Wochen die Böden wischt.

Ich habe sie schon im Flur gesehen.

Ich glaube zumindest, dass es eine Frau ist.

Sie sieht eher aus wie unser Nachbarsjunge.

Sie ist zwei Köpfe kleiner als ich und halb so breit.

Ihre Haare sind schwarz und so kurz wie eine frisch gemähte Wiese.

Aber sie hat Brüste. Runde Brüste. So groß wie meine Faust.

Das hat unser Nachbarsjunge nicht.

 

Meine Mutter sagt Bubi zu unserem Nachbarsjungen.

Weil er noch lange kein Mann ist.

Das passt auch zu dieser Frau, finde ich.

Deshalb nenne ich sie jetzt Bubi-Frau.

Ich weiß ja nicht, wie sie heißt.

 

Wahrscheinlich ist sie so alt wie ich. 20 oder ein bisschen älter.

Egal. Jetzt hat sie sich hereingeschlichen.

Was soll das? Sie starrt mich an. Das nervt.

Ich schreie sie an: „Was glotzt du so?“

 

Sie zuckt zusammen und schwingt ihren Besen über den Boden.

Dabei ist dort überhaupt kein Schmutz.

Der liegt nämlich schon ordentlich in einem kleinen Haufen auf ihrer Kehrschaufel.

Die Bubi-Frau ist wohl ein bisschen durcheinander.

 

Habe ich sie erschreckt?

Gut. Denn das hat sie verdient.

Wieso kommt sie so früh zum Putzen herein?

Ich will in Ruhe zu Ende singen.

Schließlich haben wir den Raum hier in der Musikschule bis 6 Uhr gemietet.

Anneliese und ich.

Jede Woche am Dienstag.

 

Die Bubi-Frau bückt sich und kratzt irgendwas vom Fußboden.

Ich kneife die Augen zusammen.

Aber ich kann nicht erkennen, woran sie herumreibt.

Ist mir auch egal.

 

Ich drehe mich zu Anneliese.

„Und, wie war ich?“, frage ich und mache ein paar Kniebeugen.

Das beruhigt mich.

Anneliese sagt: „Das weißt du selbst.“

„Nö“, antworte ich.

Anneliese gibt nicht nach: „Doch. Sag es mir.“

 

Ich kratze mich hinter dem Ohr und flüstere:

„Aber wenn es nicht stimmt? Vielleicht hast du etwas anderes gehört.“

Anneliese verdreht die Augen.

Sie sagt: „Natürlich habe ich etwas anderes gehört. Jeder Mensch hört anders. Aber du weißt trotzdem selbst, wie du gesungen hast.“

 

Ich zupfe mit den Zähnen an der Hautfalte zwischen meinem Daumen und meinem Zeigefinger.

Das mache ich oft, wenn ich aufgeregt bin.

Meine Mutter stört das. Sie motzt mich dann an.

Aber Anneliese bleibt cool.

 

Sie hebt ihre Sonnenbrille hoch und reibt vorsichtig an ihrem linken Auge.

Ich glaube, da ist ein blauer Fleck.

Aber bevor ich Anneliese fragen kann, klappt sie die Sonnenbrille wieder hinunter.

Wieso trägt sie überhaupt eine Sonnenbrille?

Es ist November.

Draußen ist es dunkel.

Und die Lampe hier drinnen scheint auch nicht so hell wie die Sonne.

 

Egal.

Ich muss Anneliese sagen, wie ich mich beim Singen gefühlt habe.

Und ob ich glaube, dass ich gut gesungen habe.

Das macht mich ganz kribbelig.

Ich will nichts Falsches sagen.

Ich will, dass sie mich mag.

 

Und, was hältst du davon?

Die Jury der Mörderischen Schwestern habe ich damit überzeugt.

(Naja, die Leseprobe für die Jury war länger, aber ich will ja nicht alles vorher verraten.)

 

Willst du mehr über mein Projekt wissen?

Dann bleib dran und schaue immer wieder hier rein.

Ich halte dich auf dem Laufenden.

 

Alles Gute

Beate

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