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Fast gefastet

Fast gefastet ...

Die christliche Fastenzeit geht zu Ende.

Oft verzichte ich in den Wochen zwischen Fasching und Ostern auf Süßigkeiten oder Schokolade, obwohl ich sonst nicht sonderlich religiös bin. 

Oder ich nehme mir vor, Dinge anders zu machen.

 

Wusstest du, dass es die Kreativität anregt, wenn du Alltagsroutinen bewusst wahrnimmst und durchbrichst?

Wenn du zum Beispiel die Tür mit der anderen Hand aufmachst.

Wenn du nicht dienstags einkaufen gehst, sondern mittwochs.

Wenn du ein neues Rezept ausprobierst.

Plötzlich gewinnst du ganz andere Eindrücke.

 

Ich bin eigentlich Linkshänderin.

Doch in meiner Kindheit wurde man oft noch „umgelernt“.

Ich musste zum Beispiel mit der „schönen Hand“ schreiben.

Das mache ich heute meistens immer noch.

Aber manchmal schreibe ich einfach links und freue mich, dass das fast so gut klappt wie rechts.

Oder ich werfe Dart-Pfeile abwechselnd mit der linken und der rechten Hand auf die Scheibe.

Schneiden – egal ob mit dem Messer oder mit der Schere – kann ich sowieso nur links. Da hat das „Umlernen“ überhaupt nicht funktioniert. Trotzdem schneide ich manchmal rechts. Einfach für das „besondere Erlebnis“.

 

Heute Morgen habe ich probiert, den Verschluss meiner Kette mit der rechten Hand zu schließen. Normalerweise mache ich das links. Das war ganz schön kompliziert und ich musste seit langer Zeit wieder über den genauen Ablauf nachdenken.

Automatisierte Vorgänge zu ändern, öffnet den Blick und das Gefühl.

 

Auch beim Schreiben kitzeln andere Perspektiven originelle Ideen heraus.

Hast du schon mal eine Geschichte aus der Sicht eines Gegenstandes geschrieben?

Was erlebt dein Mülleimer, der Baum vor deinem Fenster oder dein Auto Tag für Tag?

Was riechen, sehen, schmecken, hören oder fühlen sie?

 

Anders kann es auch sein, die Umwelt bewusst wahrzunehmen und auf Details zu achten.

Wie sieht die Nase deiner Nachbarin aus?

Welche Haarfarbe hat deine Lieblingsverkäuferin im Buchladen?

Wie hört es sich an, wenn der Wind im Laub raschelt?

Wie fühlt sich ein Osterei in deinem Mund an, was schmeckst du?

Wie riecht es in der Obstabteilung, in der Bäckerei oder auf dem Wochenmarkt?

Was sagen die Leute, die an dir vorübergehen?

 

Mach dir Notizen und sammle Eindrücke – gewöhnliche und ungewöhnliche.

Alles kann interessant sein.

Doch Manches kann man nicht oft genug testen.

Zum Beispiel, wie Schokolade im Mund zergeht.

Deshalb habe ich meinen Schokoladenverzicht in der Fastenzeit dieses Jahr nur ein paar Tage durchgehalten.

 

Vor ein paar Wochen habe ich eine Fastenleiterin kennengelernt.

Sie begleitet Menschen beim Fasten, gibt Tipps und bietet in ihren einwöchigen Kursen ein vielfältiges Programm.

Sie hat mir gesagt: Beim Fasten wird Verzicht zum Genuss.

Das werde ich ausprobieren.

Im Oktober.

 

Denn „anders machen“ geht immer.

Das ganze Jahr.

 

Was würdest du gerne anders machen oder ausprobieren?

Schreib mir gerne darüber.

 

Ich wünsche dir einen offenen Blick und inspirierende Erfahrungen.

 

Alles Gute

Beate

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