Lektorat Schreibgewandt Logo

Blütezeit

Blütezeit

Frühling – für mich eine Zeit des Aufbruchs, der blühenden Bäume und der laufenden Nase.

Die Pollen kitzeln mich eben.

Doch ich bin gerne draußen und nehme das Niesen dafür in Kauf.

 

Bäume, Sträucher und Blumen blühen meist nur einmal im Jahr.

Weiße Blütenwolken bauschen sich um die Kirschbäume, rosafarbene um die Apfelbäume.

Forsythien strahlen sonnengelb. Krokusse malen lila Tupfen auf die Wiesen.

Ein Fest fürs Auge und auch für die Nase – wenn man nicht allergisch ist.

 

Hast du schon einmal ein Blütenblatt gestreichelt?

Für mich fühlt es sich samtweich und sehr zerbrechlich an.

Doch es schützt die Teile, die später zur Frucht werden.

Und es zieht mit seiner Farbe Vögel und Insekten an, ohne die es oft keine Früchte geben kann.

 

Wir Menschen haben Glück.

Wir können die Natur mit all unseren Sinnen genießen.

Und auch wir können blühen.

Nicht nur einmal im Jahr.

Sondern immer, wenn wir wollen.

Manchmal brauchen wir von anderen Menschen etwas Blütenstaub – oder auch Sternenstaub.

Vieles schaffen wir nicht alleine.

 

Wir können gleichzeitig Blüten und Früchte tragen.

Und wir können entscheiden, welche Blüten und Früchte wir tragen.

 

Ich blühe auf, wenn ich eine Geschichte lese oder höre, die mich berührt.

Wenn ich mich mit anderen Menschen verbunden fühle.

Wenn ich mich in der Natur bewege.

Wenn ich Musik mache.

Wenn ich schreibe.

 

Meine Früchte sind Texte und Zuwendung.

Und noch einiges mehr.

 

Wann blühst du auf?

Welche Früchte trägst du in dir, an dir und um dich herum?

 

Meteorologisch hat der Frühling am 1. März begonnen.

Für mich ist der Winter vorbei, auch wenn der Kalender etwas anderes behauptet.

Deshalb gibt es heute als Zugabe ein Frühlingsgedicht.

Aber Vorsicht, es ist bissig …

 

Frühlingsgedicht

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,

wenn Tulpen und Narzissen blühn,

wenn Schmetterlinge westwärts ziehn

und Spatzen Walzer pfeifen.

 

Vom Dach herab, hört wie das klingt,

wenn Kätzchen Maunz sein Liedchen singt,

wenn Lieschen auf der Schaukel schwingt

und rote Beeren reifen.

 

Da kommt der Hans, das Lieschen lacht,

für ihn hat sie sich fein gemacht.

Sie ruft ihn zu sich, leis und sacht,

doch er geht still vorüber.

 

Die Liese fühlt sich ignoriert,

schreit lauter, schriller, irritiert

den Hans mit dem Gezeter.

 

Er dreht sich um, schaut ganz blasiert,

genießt, dass sich die Lies blamiert,

denn keine sieben Meter

entfernt von dieser wüsten Szene

stehn Peter, Rainer, Karl und Lene

und krümmen sich vor Lachen.

 

Sogar der Spatz fängt an zu spotten,

sieht nicht, wie sich zusammenrotten

Lieschens große Brüder.

 

Grün ist das Tal, blau ist die Luft,

die Schmerzensschreie sind verpufft.

Lieschen schaukelt hässlich grinsend.

 

Karl und Lene liegen winselnd,

die andern sind verduftet,

nur Hans ist ganz hinüber.

 

Passt auf euch auf.

Alles Gute

Beate

Letzte Beiträge