Texte berühren und bewegen
Und das meine ich wörtlich.
Texte und das Schreiben können bewirken, dass sich Menschen bewegen, dass sie ins Handeln kommen, dass sie ihren Weg gehen.
Und dass Menschen – äußerlich oder innerlich – berühren und berührt werden.
Positiv und negativ.
Denn Texte können auch nerven, ärgern, wütend machen.
Sie können beeinflussen und beeindrucken.
Werbetexte zum Beispiel lösen oft das Gefühl aus, dass man etwas unbedingt haben muss.
Sie sind mit voller Absicht so geschrieben, denn wir treffen unsere Entscheidungen zum größten Teil „aus dem Bauch heraus“.
Auch wenn du denkst, dass du gut über die Sache nachgedacht hast, spielen deine Gefühle eine herausragende Rolle.
Menschen haben verschiedene Bedürfnisse, die mit den entsprechenden Gefühlen verknüpft sind.
Wenn sich jemand unsicher fühlt, sucht er vielleicht nach Sicherheit oder Kontrolle über eine Situation.
Wenn sich jemand eingesperrt fühlt, sucht er vielleicht nach Freiheit oder neuen Perspektiven.
Wenn sich jemand abgelehnt fühlt, sucht er vielleicht nach Gemeinschaft und Liebe.
Wenn ein Werbetext überzeugend Sicherheit, Freiheit oder Gemeinschaft verspricht, können diese Menschen es kaum vermeiden, zumindest genauer hinzuschauen.
Und oft kaufen sie das Produkt oder die Dienstleistung, weil der Text auf ihre Bedürfnisse eingeht.
Jeder Mensch oder Menschentyp sucht dabei etwas anderes.
Deshalb ist es in der Werbung so wichtig, Menschen in Texten typgerecht anzusprechen.
Manche mögen es klar und prägnant, andere verspielt und locker.
Manche mögen es sachlich und faktenbasiert, andere gefühlvoll und harmonisch.
Mich spricht zum Beispiel sehr oft Werbung an, die einen Slogan in eine kleine Melodie verpackt.
Und ich mag Sprüche, die einen bestimmten Rhythmus oder Wortspielereien in sich tragen.
Ein uralter Werbeslogan lautet beispielsweise:
Milch macht müde Männer munter.
Die Alliteration (alle Wörter beginnen mit demselben Buchstaben) geht ins Ohr und bleibt hängen – zumindest bei mir.
„Waschmaschinen leben länger mit Calgon“ – das hat bei mir schon für so manchen Ohrwurm gesorgt.
Und meine Lieblingsschokolade ist „Quadratisch, praktisch, gut“ – also rhythmisch und natürlich lecker.
Doch es geht nicht nur um Werbetexte.
Wenn du möchtest, dass deine Posts auf Social Media gelesen und kommentiert werden, dann setze Gefühle ein.
Nicht nur auf den Fotos, sondern auch im Text.
Versetze dich in deine Leserinnen und Leser.
Überlege, wo sich deine Interessen und Angebote mit ihren Bedürfnissen überschneiden.
Und dann formuliere den Text gut verständlich, ansprechend und gefühlvoll.
Damit meine ich nicht, dass du auf die Tränendrüse drücken, tausende von Herzchen verteilen oder krampfhaft witzig sein sollst.
Es geht darum, echt zu sein. Zeig dich, wie du bist und wie du fühlst.
Das funktioniert zum Beispiel, indem du ausdrucksstarke Verben und Sinneseindrücke nutzt.
Dann bist du zum Beispiel am Wochenende nicht nur über den Wochenmarkt „gegangen“, sondern du bist dort „von Stand zu Stand geschlendert“, hast „die glatte Schale einer Tomate und die pelzige Haut eines Pfirsichs gestreichelt“, hast an den „verführerisch duftenden Erdbeeren geschnuppert“ und die Praline vom Schokoladenstand „ist auf deiner Zunge zart geschmolzen“ und hat dich an deine Oma erinnert, die dir immer solche Pralinen geschenkt hat.
„Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne“, sagte schon vor langer Zeit der Schriftsteller Jean Paul.
Ich finde, es muss kein ganzes Buch sein.
Auch kurze Texte berühren und bewegen.
Sie lassen uns in ferne, aber auch durch vertraute Welten wandern.
Welcher kurze Spruch oder Slogan ist bei dir schon vor langer Zeit hängen geblieben?
Übrigens: Nächste Woche kannst du hier etwas über Gefühle in anderen Textarten lesen.
Zum Beispiel in Romanen.
Und: Merci, dass es dich gibt.
Alles Gute
Beate