Musst du immer übertreiben?
Im ersten Teil meiner kleinen Reihe zu stilistischen Figuren ging es um die Ellipse.
In der Mathematik ist sie ein Kegelschnitt (der für mich wie ein Ei aussieht).
In der Sprache lässt man bei Ellipsen den Teil eines Satzes oder ein Wort weg.
Auch eine Hyperbel gibt es in der Mathematik und in der Rhetorik.
Die mathematische Hyperbel erstreckt sich ins Unendliche.
Die rhetorische Hyperbel übertreibt.
Irgendwie ähneln sich die Konzepte, denn eine sprachliche Hyperbel ist beispielsweise: Ich habe ewig gewartet.
Auch eine Art von Unendlichkeit.
„Diese Kiste wiegt bestimmt eine Tonne“, habe ich schon manchmal gedacht, wenn ich mit Bücherkartons umgezogen bin.
Auch eine Hyperbel.
Du verstehst?
Durch die Übertreibung der Hyperbel verdeutlichst du etwas, du betonst eine Handlung oder ein Ereignis auch auf emotionaler Ebene.
„Selbst der Mann im Mond hörte seinen Verzweiflungsschrei.“
Auch die Klimax will hoch hinaus.
Mit ihr steigerst du eine Aussage stufenweise und hebst sie dadurch hervor.
„Ich kam, ich sah, ich siegte“, soll Julius Caesar gesagt haben.
Und diese Nachricht verbreitete sich in der Stadt, im Land und auf der ganzen Welt.
Vielleicht flüsterte er zuerst, erhob seine Stimme, schrie.
Alles Steigerungen.
Sie wecken Aufmerksamkeit.
Wie das Oxymoron.
Es verbindet Worte bzw. Inhalte, die sich eigentlich widersprechen.
Du willst Beispiele?
Bittersüß, tragikomisch, auch die Hassliebe und der stumme Schrei gehören dazu.
Das ist ein offenes Geheimnis.
Du verstehst?
Der (scheinbare) Widerspruch betont die Aussage und fügt eine tiefere Ebene mit ein, die zum Nachdenken anregt.
Und weil du mir hier nicht direkt antworten kannst, ist „Du verstehst?“ in diesem Text eine rhetorische Frage.
Auch ein Stilmittel.
Auf eine rhetorische Frage erwartest du keine Antwort.
Du kannst damit Zustimmung „herauslocken“ oder einen Anstoß zum Nachdenken geben.
Rhetorische Fragen sind ein wirkungsvolles Mittel, um Emotionen oder Standpunkte zu verdeutlichen.
Ein Vortrag war langweilig, eine Fortbildung öde, ein Blogbeitrag eintönig?
Haben wir nicht alle mal einen schlechten Tag?
Sind wir nicht alle menschlich?
(Rhetorische) Fragen über Fragen.
Hunderte, Tausende, Millionen …
Hiermit schließe ich meine kleine Reihe über rhetorische Stilmittel.
Wenn du mehr wissen willst:
Schick mir einfach deine (nicht rhetorischen) Fragen.
Übrigens:
Mein Blog feiert bald sein einjähriges Jubiläum.
Danach wird er sich etwas zurückziehen und nur noch einmal im Monat erscheinen.
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Und darauf musst du nicht mehr ewig warten.
Denn es erscheint ab dem 25. Oktober 2024.
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Ich wünsche dir alles Gute und freue mich, von dir zu hören.
Beate
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