Der Holunder blüht
Beim Spazierengehen begleitet mich der unverkennbare Duft.
Bestimmt kennst du den Sirup, den man aus den Blüten herstellen kann.
Er schmeckt wunderbar in Wasser oder Sekt.
Vielleicht weißt du, dass man aus Holunder ein altbewährtes Erkältungsmittel machen kann.
Oder du hast schon mal Hollerküchle gegessen.
Dabei werden die Blüten in einer Art Pfannkuchenteig ausgebacken.
Sehr lecker.
Aber wusstest du,
- dass Menschen früher den Holunder um Verzeihung baten, wenn sie ihn fällen oder beschneiden mussten?
- dass der Holunder in manchen alten Kulturen als heiliger Baum galt, der für Tod und Wiedergeburt steht?
- dass man der germanischen Muttergöttin Holda Opfergaben am Holunderbusch brachte und dass diese Schutzpatronin für Menschen und Pflanzen in Grimms Märchen zu „Frau Holle“ wurde?
Der Name „Frau Holle“ erinnert also nicht zufällig an den Holunder.
Frau Holle ist als Göttin unter diesem Namen vor allem in der Mitte Deutschlands bekannt.
In Süddeutschland nennt man sie eher Frau Percht oder Perchta, was „die Prächtige“ bedeutet.
Im Norden kennt man sie oft unter Frau Herke, Frau Harke oder Frau Fricke.
Es ist zwar noch lange hin, aber in den Raunächten zwischen Weihnachten und dem 6. Januar spielt sie eine wichtige Rolle.
Frau Holle wohnt in den Wolken – wie sollte sonst beim Schütteln der Betten Schnee auf die Erde fallen?
Aber es gibt auch Hinweise, dass sie ein Schloss auf dem Grund eines Teiches in Hessen hatte.
Dort gibt es einen Naturpark namens „Frau-Holle-Land“.
Ob man das jemals herausfinden wird?
Ist alles schon sooo lange her …
Sicher ist:
Viele Märchen tragen einen mythologischen oder historischen Kern in sich.
Egal, wie die Märchen entstanden sind:
Sie beflügeln die Fantasie von Kindern und Erwachsenen.
Sie sind magisch und können Mut machen.
Denn oft geht es für vermeintlich Schwachen am Ende gut aus.
Sie zeigen ihre Stärke und ihre Persönlichkeit:
- Das kleinste Geißlein hilft seiner Mutter, die Geschwister zu retten.
- Der „Dummling“ heiratet am Ende die Prinzessin.
- Und Gretel befreit ihren Bruder Hänsel.
Klar, manche Märchen sind grausam.
Sie machen Angst.
Doch die Welt und das Leben können Angst machen.
Oft ist es besser, man thematisiert die Ängste, als sie zu unterdrücken.
Und natürlich man muss nicht alles Märchen lesen und mögen.
Wusstest du, dass Märchen demenzkranken Menschen helfen können?
Es gibt Studien, die belegen, dass das Vorlesen von Märchen, bei ihnen verloren geglaubte kognitive Fähigkeiten wieder aktivieren kann.
Damit steigert sich auch das Wohlbefinden.
Vielleicht schafft das die Erinnerung an die Kindheit, die mit den Märchen verbunden sind.
Auch die Sprüche in den Märchen mit ihren magischen Formeln und ihren rhythmischen Bewegungen ziehen Menschen in ihren Bann.
Meine Top 10:
- Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh, der Schuh ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.
So schön lautmalerisch … - Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Schon damals: der Schönheitswahn … - Ach, rüttel mich und schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.
Vielleicht sprechen Äpfel wirklich irgendwann mit uns … - Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Mäh!
Hab ich auch manchmal … - Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind!
Und gestern? - Etwas Besseres als den Tod findest du überall.
Es gibt ein Leben vor dem Tod! - Was rumpelt und pumpelt in meinem Bauch herum?
Vielleicht die Kieselsteine mit Marzipanfüllung, die ich oft im Nordsee-Urlaub kaufe? - Was macht mein Kind? Was macht mein Reh? Nun komm ich noch diesmal und dann nimmermehr.
Gruseliger geht’s nicht … - Großmutter, was hast du für große Ohren? – Damit ich dich besser hören kann.
Deshalb hat man den Menschen also früher die Ohren langgezogen … - Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich!
In welche Richtung geht’s zum Bäumchen?
Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne an.
Upps, jetzt bin ich ganz schön vom Holunder weggedriftet.
Aber wie hat eine Leserin neulich so schön geschrieben?
Was deinen Blog so spannend macht, das ist ja diese Wundertüte, dass einfach immer wieder so unerwartete Themen kommen.
Herzlichen Dank dafür, die Wundertüte wird weiter sprühen.
Nächste Woche geht’s hier weiter mit den Märchen:
Du erfährst, wie du selbst welche schreiben kannst.
Bis dahin alles Gute
Beate
PS: Weißt du, aus welchen Märchen die Zitate oben stammen?
Schreib mir gerne die „Lösungen“.